Earth Hour 2024 in Birkenfeld: Experten beantworteten Fragen zu Energiethemen

Am 23. März hatte die VG Birkenfeld zusammen mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zur Earth Hour geladen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Energiemanager Matthias König gab Kälteanlagenbaumeister Erik Martini grundsätzliche Erklärungen und Tipps zur richtigen Heizungsnutzung. Er rät zu einer Vorlauftemperatur von 55 statt 75°C, weil ansonsten zu viel Wärme produziert wird, die bei einer Heizkörpereinstellung von 2-3 nicht genutzt wird. Besser ist eine Einstellung auf Stufe 5 und eine Temperatur im Vorlauf mit angepasster Regelung abhängig von der Witterung.

Alle Fragen konnten gestellt werden. Klimaschutzmanagerin Inga Klawitter, die in einer Mietwohnung über einen längeren Zeitraum Legionellen hatte, erkundigte sich nach dieser Gefahr. Martini empfiehlt, immer nur so viel Wasser zu erhitzen, wie auch wirklich gebraucht wird und dadurch zu vermeiden, dass große Mengen Wasser in Leitungen oder Vorratsspeichern stehen.

Viel Zeit wurde mit der Erklärung von Wärmepumpen verbracht. Die Technik gibt es schon länger, heute ist sie aber wesentlich effizienter. Aus der Umgebungsluft kann eine Wärmepumpe inzwischen mit 1 KW Antriebsenergie 4,5-6 KW Wärme produzieren. Bei einer Jahresarbeitszahl von mehr als 4, die auch durch die Verwendung von effizienteren Kältemitteln entsteht, sind Erdbohrungen inzwischen überflüssig geworden. Auch Heizkörper müssen in den meisten Fällen mit der richtigen Wärmepumpe nicht mehr ersetzt werden.

Nach einem kurzen Überblick über Fördermöglichkeiten und die daran geknüpften Bedingungen wurde danach gefragt, ob ein Speicher in Kombination mit PV sinnvoll ist. Martini dazu: “Ein Speicher ist bei PV-Anlagen grundsätzlich dann interessant, wenn Energie auch im Sommer gebraucht wird. Wenn in den Monaten ohne R Strom bspw. für die Ladung eines Elektroautos genutzt wird oder Elektrogeräte so programmiert werden, dass sie über eine eigene PV-Anlage gespeist werden, wenn die Sonne am höchsten steht.“ Generell ist wichtig, dass zunächst der Bedarf im Haus festgestellt und die Anlage danach entsprechend geplant wird.

Auch energetisches Sanieren wurde thematisiert. Wichtig ist, dass die Fenster dicht sind, wobei Doppelverglasung ausreicht. Oft sind Fensterbänke eine Verbindung nach draußen und dadurch eine Kältebrücke. Eine Möglichkeit ist, Fensterbänke aus Holz einzubauen. Wichtig ist auch die Dämmung der oberen und unteren Geschossdecke.

Tipps gab es darüber hinaus zum wichtigen Thema „Lüften“. Ein gekipptes Fenster sorgt nur dafür, dass die Wärme nach draußen entweicht. Besser ist, alle 3-4 Stunden kurz quer zu lüften, also für Durchzug zu sorgen.

Über Wärmepumpenrechner im Internet lässt sich über wenige Eingaben berechnen, unter welchen Bedingungen sich eine Wärmepumpe lohnt. Und wie sieht es mit dem Lärm aus? Hier sollte auf Qualität geachtet werden. Auch aufgrund des mangelnden Supports lohnen sich günstigere Produkte aus Übersee oft nicht. Am besten ist es, einen Anbieter zu suchen, der selbst herstellt und genau darüber Auskunft geben kann, woher die Bauteile an seinen Geräten kommen.

Zusammenfassend rechnete Erik Martini vor: Eine effiziente Wärmepumpe kostet um die 40.000 Euro. Für den Heizungstausch gibt es in der Regel 15.000 Euro Förderung (unter guten Voraussetzungen auch mehr), die wiederum in PV auf dem Dach investiert werden können, um den Strombedarf der Wärmepumpe zumindest teilweise zu decken.
Nachdem bei der BAFA in den letzten Jahren viele Anträge gestellt wurden, ohne dass eine anschließende Umsetzung erfolgte, gibt es bei einer Förderzusage der KfW inzwischen die Pflicht zur Umsetzung. Die Gelder für eine Heizungsumrüstung müssen also zur Verfügung stehen, denn erst nach der Installation und Zahlung der entsprechenden Rechnungen kommt die Rückerstattung. Wenn alles gut vorbereitet wurde, erfolgt die Zahlung in der Regel unbürokratisch nach wenigen Wochen.

Ein Teilnehmer wollte abschließend wissen, ob Nahwärmenetze überhaupt noch gebaut werden, wenn sie mindestens doppelt so teuer sind wie Wärmepumpen. Die Antwort: Es braucht wie bei allem einen Energiemix. Dort, wo wenig Platz ist, muss die Versorgung nach wie vor über Wärmenetze gesichert werden.

Zukünftige Beratung durch die Verbraucherzentrale

Die Veranstaltung zur Earth Hour sollte auch ein Auftakt für eine umfangreichere Beratung durch die Verbraucherzentrale in der Verbandsgemeinde Birkenfeld sein.  Allerdings hatten die Veranstalter mit mehr Interesse gerechnet, weil im Sachgebiet Klimaschutz und Energiemanagement fast täglich Anfragen zu Energie, Sanieren und einer entsprechenden Förderung eingehen.

Bis auf Weiteres können Beratungstermine wie bisher über die kostenlose Telefonnummer 0800/6075600 gebucht werden.  Im Birkenfelder Anzeiger wird regelmäßig auf Beratungsangebote hingewiesen. Wenn genug Interesse besteht, könnte für die persönliche Beratung vor Ort ein Raum im Co-Working-Space „Birkefeller Schreibstub“ gemietet werden.

Energiemanager Matthias König begrüßt die Teilnehmer im Namen der Verbandsgemeinde Birkenfeld

Erik Martini erklärt die Funktionsweisen von Heizungen und Wärmepumpen, informiert über ein sinnvolles Vorgehen beim Heizungstausch, über Fördermöglichkeiten und energetische Sanierung

Verbandsgemeinde Birkenfeld und Verbraucherzentrale tauschen sich aus: Matthias König und Ralf Schäfer von der VG Birkenfeld im Gespräch mit Thomas Weiß und Max Truong von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

Gemütlicher Ausklang bei Imbiss und Kerzenlicht