Gut durch den Winter trotz drohender Gasmangellage

Im Juni hat das Bundeswirtschaftsministerium die zweite von drei Krisenstufen des Notfallplans Gas der Bundesrepublik Deutschland ausgerufen. Trotz der reduzierten Gasflüsse der Pipeline Nord Stream 1 ist die kurzfristige Gasversorgung weiterhin sichergestellt und die Gasspeicher füllen sich. Eine Verschlechterung der Situation kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Angesichts dieser Lage empfiehlt der Deutsche Städtetag, Infrastrukturen zu überprüfen, Energie zu sparen und für den Notfall über weitergehende Maßnahmen wie Wärmeinseln für Menschen mit geringem Einkommen nachzudenken.

In der Verbandsgemeinde Birkenfeld beschäftigt man sich zum Glück nicht erst seit heute mit Energiesparen. Klimaschutz und erneuerbare Energien sind mindestens seit den letzten 13 Jahren ein zentrales politisches Thema. 2016 hat sich die VG mit dem Masterplan „100 % Klimaschutz für die VG Birkenfeld“ dazu verpflichtet, Ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 % gegenüber 1990 zu reduzieren und den Endenergieverbrauch bis 2050 um 50 % gegenüber 1990 zu senken.

Kita- und Grundschulkinder haben es warm

Durch die Klimapolitik werden alle sieben Kitas und vier Grundschulen in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Birkenfeld durch erneuerbare Energien gewärmt. Die Kindertagesstätten Abentheuer, „Amselnest“ in Birkenfeld, „Sonnenschein“ in Brücken, Niederbrombach, Schwollen und „Manna-Mutzi“ in Sonnenberg-Winnenberg sowie die Grundschulen in Brücken, Hoppstädten-Weiersbach und Niederbrombach haben eine Pelletheizung. Diese macht ein nahezu CO2-neutrales Heizen möglich und aufgrund des nachwachsenden Rohstoffes ist eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet. Die Kindertagesstätte Neubrücke und die Grundschule Birkenfeld sind an ein Nahwärmenetz angeschlossen. Nahwärmenetze ermöglichen den effizienten Einsatz regenerativer Energien und sorgen als Wärmequelle für einen sparsamen Heizbetrieb. Die Kindergärten und die Grundschulen sparen so Kosten und CO2 ein. Auch die Verwaltungsgebäude und die Stützpunktfeuerwehr der Verbandsgemeinde sind gut auf den Winter vorbereitet, da diese an das Nahwärmenetz Birkenfeld angeschlossen sind.

Weiterführende Schulen und Wärmeinseln

„Die Schulen in unserem Schulzentrum, und zwar die RSplus & FOS, das Gymnasium und die Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen sowie die Sporthalle am Berg werden mit einem Blockheizkraftwerk geheizt, das gleichzeitig Strom erzeugt. Die Kosten könnten hochschnellen, aber wenigstens gelten die Schulen als geschützte Kunden. Diese werden bei einer Gasmangellage möglichst lange mit Gas versorgt, was aber mögliche Engpässe nicht ausschließt,“ erklärt Energiemanager Matthias König. Die am Nahwärmenetz angeschlossene Stadthalle Birkenfeld, die Sporthallen der Grundschulen und möglicherweise auch Räumlichkeiten am Umwelt-Campus könnten als Wärmeinseln dienen. „Auch wenn wir nicht damit rechnen, sie zu benötigen, müssen wir auf jedes Szenario gut vorbereitet sein. Denn leider kann niemand genau sagen, was uns erwartet“, so Dr. Bernhard Alscher.

Damit sich die Gasspeicher füllen, muss jetzt Energie eingespart werden

In Rheinland-Pfalz wurde 2019 ungefähr 44 % des Stroms durch Gas erzeugt. Stromsparen ist somit immer auch Gassparen. Mit der Unterstützung des Wasserstoffprojektes am Umweltcampus hilft die Verbandsgemeinde Birkenfeld, langfristig weitere erneuerbare Energien weltweit voranzubringen. Die Verbandsgemeinde selbst prüft, wo Energie eingespart werden kann. Die Energiedaten ihrer Liegenschaften hat die Verbandsgemeinde voll im Griff. Taggenau weiß sie, wie viel Wasser, Strom und Wärme verbraucht wird und kann digital gegensteuern. Bis November wird darüber hinaus in jeder Ortsgemeinde und der Stadt Birkenfeld auf energieeffiziente LED-Straßenbeleuchtung umgestellt. 2021 beantragte die Verbandsgemeinde die Umstellung der Flutlichtanlage im Birkenfelder Stadion auf LED. Vor kurzem hat sie den Förderbescheid erhalten und plant, das Projekt bis Ende des nächsten Sommers umzusetzen. Und auch bei der Erstellung und Durchführung von Quartierskonzepten geht es um Energieeinsparungen. Derzeit werden Konzepte in Birkenfeld, Abentheuer und Hoppstädten-Weierbach erstellt. Wie in anderen Verbandsgemeinden und Städten wird in der Verbandsgemeinde Birkenfeld über Energiesparen ohne Tabus nachgedacht: Ist ein Zurückfahren der Beleuchtung im öffentlichen Raum, wie es zum Beispiel Buhlenberg durch die Abschaltung der Straßenbeleuchtung nachts von ein Uhr bis fünf Uhr vormacht, möglich? Ist eine Reduzierung des Warmwasserverbrauchs in öffentlichen Gebäuden möglich und auf wie viel Grad kann die Heizung eingestellt werden? Können Heizungen besser eingestellt werden? Wie können wir unseren Bürgerinnen und Bürgern helfen, Energie zu sparen?

Die Ressourcen der Erde sind endlich und kostbar

„Die Ressourcen der Erde sind endlich und kostbar. Seit Jahrzehnten verhalten wir uns so, als ob sie uns im Überfluss zur Verfügung ständen und Umweltverschmutzung für sie und uns irrelevant wäre. Wie wir in der derzeitigen Energiekrise sehen, ist unsere Gesellschaft momentan sehr abhängig und zerbrechlich, wenn Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. Wenn unsere Zivilisation jetzt nicht gut haushaltet, wird sie später auf umso mehr verzichten müssen. Die derzeitige Gaskrise lässt uns einen äußerst unangenehmen Blick in unsere Zukunft werfen und kann somit auch eine Chance sein, künftig mehr auf uns, auf unsere Umwelt und unsere Gesellschaft zu achten,“ betont der Verbandsbürgermeister.